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GEWOBAU, Erlangen
Jahrzehntelang mussten sich Architekten den Vorwurf
anhören, sie kümmerten
sich nicht um sozialen Wohnungs-
und Siedlungsbau, da solche "niedrigen
Aufgaben" unter der Würde ihres künstlerischen Anspruchs lägen.
Die wachsende Zahl von Wettbewerbsprojekten und Sied-
lungsbauten qualifizierter
freier Architekten, die Vorschläge zur Kostenminimierung, zur Umweltverbesserung
oder zur Erhöhung von Wohnqualitäten machen, beweist, dass sich
etwas grundsätzlich geändert hat. Der Architekt wird wieder gebraucht:
nicht als "Planverfasser", damit einer das Bau-
gesuch unterschreibt,
sondern als informierter Fachmann, der das Metier der Architektur in
seiner Gesamtheit be-
herrscht, als Generalist und als Spezialist. Gute
Baugenos-
senschaften haben das schon vor geraumer Zeit gemerkt. Bei
den Hochschulen wird
es länger
dauern.
Die Wohnanlage im Röthelheim-
park
steht dafür, wie auch frühere
Beiträge des Freisinger Architek-
turbüros A2,
und wieder bildet
der KS-Stein den tragenden Kern der Anlage, die in Schottenbauweise
mit einem Achsmaß von 3,875m erstellt wurde, um durch möglichst
geringe Spann-
weiten den Einsatz preisgünstiger Fertigbetondecken zu
ermöglichen.
Hochwärmegedämmte Holzelemente bilden die Ausfachung
der Schotten,
deren äußere Verkleidung aus hinterlüfteten Faserzementplatten
besteht. Gedämmte Holzelemente bil-
den die Dachkonstruktion, deren Dachhaut
extensiv begrünt ist.
Das gesamte Grundstück ist ein geschlossener,
bewohnbarer Frei-
raum, was den Häusern eine unge-
wohnte
Intimität
und Nutzungs-
effizienz gibt.
Der auskragende Gebäudekopf im Norden über der Außen-
treppe,
der Materialwechsel und die vergnügte Farbigkeit geben der Anlage die
Leichtigkeit eines Vogelhauses.
Das preisgünstige Projekt ging aus einem Wettbewerb für energie-
und kostensparendes Bauen hervor. Allein durch bauliche Maßnahmen konnte
die Wärmeschutzverordnung
um 25% unterschritten werden. Es wurde von der Bayer-
ischen Staatsregierung
gefördert und von der GeWoBau Erlangen erstellt.
Die Wohnbebauung Röthelheim-
park zählt
zu den Pilotprojekten, die für die EXPO 2000 ausgewählt wurden.
Es wird Zeit, das Vorurteil zu revidieren, dass sich Architek-
ten
nicht für Wohnungsbau, Wohnungsbaugesellschaften nur für risikolose
Ladenhüter
interessieren würden und dass gute Architektur spektakuläre Aufgaben
voraussetze.
Solche Beispiele ermutigen.
Text: Professor Max Bächer, Darmstadt, KS-Neues 2000
I Projektinformation I
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