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Tegnestuen Vandkunsten

Veröffentlichungen


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Vorbilder


Tegnestuen Vandkunsten
erschienen in arkitektur DK 4-5 1994
Arkitektens Forlag, Nyhavn 43, DK – 1051 Kobenhavn K
Von Erik Nygaard, Text gekürzt

Es ist eine nahezu konventionelle Wahrheit geworden, dass dänische Architektur von der Übersetzung und Modifizie-rung von außen kommender Strömungen lebt, ihre Stärke nicht so sehr in Monumenten zu finden ist, sondern in der Breite.
Mit anderen Worten: Die wirklich interessanten Architekten in Dänemark sind nicht die „Internationalisten“, sondern die „Regionalisten“, deren Architektur weniger auffallend, aber näher betrachtet originaler und haltbarer ist.
Man kann jedoch kaum behaupten, dass die Architektur von Vandkunsten unauffällig ist. Sie gehört aber trotzdem zur regionalen Architektur. Sie haben sich vor allem mit Woh-nungsbau, Bebauungsplänen sowie kleineren Institutionen und Gewerbebauten beschäftigt. Ihre Formensprache ist abgeleitet aus Art und Skala dieser Aufgaben; man könnte sie die „kleine Architektur“ nennen.

Wohnungen
Vandkunsten besteht vor allem aus Wohnungsbauarchi-tekten. Ihre Identität wird immer mit den dichten / niedrigen Wohnungsformen verbunden sein. Sie haben sie nicht erfunden, aber mit Tinggarden in Herfolge, der 1978 fertig wurde, schafften sie eine Art Prototyp für den Wohnungs-bau der folgenden Jahre. Der Wettbewerbsvorschlag fasste eine Reihe der Gedanken der Jugendbewegung zu Dezen-tralisierung, Basisdemokratie und Anarchie zusammen, und gab ihnen eine architektonische Form. Die zusammenhän-genden Wohnungsgruppen wurden wie eine Art lebendiger Organismen entworfen, die in alle Richtungen wachsen konnten. Das Bausystem war leicht und sollte von den Bewohnern selbst angewandt werden können: Stützen in einem Raster von 7,20 x 7,20 Metern. Fast alle Gebäude-teile bestanden aus Sperrholz.
Im einzelnen Stadtorganismus, der bis zu 750 Menschen behausen sollte, wurden alle Wohnungen und Gemein-schaftsräume mit inneren Straßen und kleinen Plätzen ver-bunden. Diese `Kasbah`-Idee ist verwandt mit Lösungen des holländischen Strukturalismus u.a. von Aldo van Eyck. Im Rückblick muss man wohl erleichtert sein, dass der Vo-rschlag nicht in seiner ursprünglichen Form gebaut wurde: Eine so weitgehende Gemeinschaft stellt große Forderun-gen an die Bewohner.
Dagegen hat das Büro später, in der Wohngemeinschaft Savvaerket in Jystrup, etwas realisiert, das stark an das Wettbewerbsprojekt erinnert. Hier funktioniert es, und es eine ihrer schönsten Bebauungen, jedoch in einer viel klei-neren Skala und für Bewohner, die bewusst so dicht woh-nen wollten.
Es vergingen mehrere Jahre bis das Pilotprojekt, das dem Wettbewerb folgte, realisiert wurde. Unterwegs wechselte das Projekt die Form. Das Nationalromantische und Folkloristische an Tinggarden war Teil einer viel breiteren Bewegung in den 70ern. Eine Bewegung, die versuchte, nach den enormen Veränderungen während der Hochkon-junktur der 60er-Jahre wieder Erdverbindung zu erreichen. Auch Charles Moore und die Sea Ranch beeinflussten die Planung von Tinggarden.
Später verließ Vandkunsten den etwas sentimentalen Ausdruck in Tinggarden. Schon in der großen Bebauung Fuglsangpark in Farum, wo sie in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro A5. Tegnestuen Wohnungen und Volks-schule verbanden, wurde die Formensprache derber und moderner, und so blieb es in ihrer Werke seither.
Seit Tinggarden hat Vandkunsten ca. 1.600 Wohnungen in etwa 30 Bebauungen entworfen. Es sind fast alles hervor-ragende und charakteristische Bebauungen. Vandkunsten ist am besten, wenn sie gegen klare landschaftliche Bedin-gungen anspielen. Die besten ihrer Wohnbebauungen ent-standen dort, wo sie einen Waldrand, Abhänge oder existie-rende Bepflanzungen ausnützen.
In Tarntunet in Stavanger, einer kleinen Bebauung von 1988, haben sie die Form des Geländes unterstrichen und verstärkt. Zwei Flügel der Bebauung wurden unter großen, schrägen Dächern, die in einem Doppelturm an der höch-sten Stelle kulminieren, zusammengefasst. Es ist eine küh-ne und sehr skulpturale Bebauung, die eine gewisse Inspi-ration durch Ralph Erskines árktische´Häuser zeigt.
In Dianas Have in Horsholm und in der Schwesterbebauung Hestra Parkstad in Boras, Schweden macht das Büro das Gegenteil. Hier verlaufen die Häuser auch quer zum Hügel, aber unter großen, waagerecht verlaufenden Satteldächern. Dianas Have repräsentiert eine Synthese zwischen der romantischen Anarchie von Vandkunsten und dem nordischen Modernismus in seinen elegantesten Variationen. Dianas Have ist eine der schönsten dänischen Wohnbebauungen der letzten Jahre.
Vandkunsten bemühen sich immer, Zusammenhang und räumliche Qualitäten in ihren Wohnungen zu erreichen.
Sie entwerfen mit Vorliebe Wohnungen mit durchgehenden Raumhöhen und eingeschobenen Galerien, ihre Küchen liegen nicht abseits sondern im Allraum dicht am Eingang, sie sind werkstattartig als durchgehende Theke längs einer Wand organisiert.

Bebauungspläne und Landschaft
In den 70er-Jahren schuf Vandkunsten großzügig ausge-dachte und souverän dargestellte Pläne, die alle ihren Ausgangspunkt in charakteristischen Landschaftszügen hatten, deren Wirkung sie verstärkten. Dieses Interesse für die Landschaft und den Ortwiederholt sich in allen ihren Projekten und ist auch davon beeinflusst, dass einer der Vieren, Svend Algren, Landschaftsarchitekt ist.
Sie lieben die Natur, das Wachsen und Wuchern, das Wechseln der Jahreszeiten. Und sie verwenden es in ihrer Architektur, wünschen Ganzheit , wollen in jedem Projekt die Umgebung mitbearbeiten.

Arbeitsplätze
Der Wunsch nach Zusammenhang und Mitbestimmung sind ausgeprägte Züge von Vandkunsten. Nicht notwendi-gerweise so verstanden wie in den 70er-Jahren, als die Nutzer die Häuser mitentwerfen sollte, die langwierige und anstrengende Entstehung Tinggardens hat das Büro wohl von dieser Idee kuriert. Eher gemeint ist eine Architekturform, die zum Zusammensein und zu informellen Organisations-formen auffordert. Das zeigt sich vielleicht am deutlichsten im Gewerbebau von Vandkunsten.
Es begann mit dem großen Has für Unicef im damaligen Freihafen von Kopenhagen und setzte sich 1983 mit Crimpgarden in Allerod fort. Crimpgarden ist ein Haus, das besonders vom Schnitt her entwickelt wurde, es ist ein offe-nes Haus, das sehr bewusst zu einer demokratischen und kreativen Organisation im Betrieb auffordert.

Kontinuität und Veränderung
Eines der wesentlichen Merkmale der nach und nach um-fassenden Produktion Vandkunstens ist die ausgesproche-ne Kontinuität ihrer Arbeit. Man spürt, dass die Projekte des Büros immer noch von den vier “Alten“ entworfen werden, die irgendwie vermieden haben, Administratoren und Akquisiteure zu werden.
Die Architektur von Vandkunsten ist unverkennbar eigen-ständige Architektur von Tinggarden bis zu Dianas Have. Sie verhalten sich immer zur Landschaft, arbeiten mit nuan-cierten Übergängen zwischen innen und außen, zwischen öffentlich und privat, lenken die Aufgabe immer in Richtung Gemeinschaft, schaffen Raum für Zusammensein.
Sie sind nie vorsichtig oder konventionell, sondern wollen herausfordern – Bauherren, Nutzer, Öffentlichkeit.
Sie wagen etwas.
Vandkunstens architektonischer Ausdruck ist zusammen-gesetzt, collageartig, sie verwenden einfache Materialien: Eternit, Sperrholz, sägerauhe Holzschalungen und Alumi-nium.
Es ist aber auch eine Leichtigkeit spürbar, die auf den frühen nordischen Modernismus zurückgeht. Die vielen Parallelen zwischen Vandkunsten und Ralph Erskine haben ihren Ursprung nicht so sehr in direkter Inspiration, sondern weil eben beide ihre Wurzeln im schwedischen Modernis-mus haben.
Dazu kommen viele gemeinsame Haltungen wie: Soziales Engagement, Glaube an die Bedeutung der Architektur, Frechheit und Humor.
Das Interesse für Ökologie war ebenfalls von Beginn an da.
Heute zeigt die Architektur wieder elitäre Tendenzen.
Daher ist der Ansatz von Vandkunsten, eine Brücke zur Vielfältigkeit der Massenkultur zu bauen, von entsche-idender Bedeutung.
Dass sie dabei so schöne Bebau-ungen wie Dianas Have entwerfen können, verspricht viel für die Pro-jekte der kommenden Jahre.